Mittwoch, 19. August 2009

A Call for the Madison



Auf dem Weg zum Bahnhof fällt mir eines Tages das Hotel Madison auf. Es liegt zwischen Hansaring und Hauptbahnhof auf der rechten Seite und ist in grellen Farben gestrichen. Aber nicht einfach gestrichen, sonst wär es mir ja warscheinlich garnicht erst aufgefallen: Es zeigt die Skyline von New York und Köln zugleich. Da stehen doch tatsächlich der Dom und das Empire State Building in einer schönen großen Comic Stadt.

Und das beste: Spiderman! In doppelter Lebensgröße. Oder ein Hulk im Spidermankostüm in normaler Lebensgröße. Vielleicht auch King-Kong in halber Lebe... spielt ja auch keine Rolle. Mein erster Gedanke: Hier sollte ich dringend mal eine Nacht verbringen.

Dass ich ja nur ein paar Minuten weit entfernt wohne, vergesse ich anscheinend sofort. Ich bin begeistert und frage mich, ob wohl im Innern des Hotels noch mehr Comichelden auf mich warten.

Bei meinem nächsten Vorbeifahren am Hotel – ich konnte am Vorabend vor Vorfreude kaum schlafen – verfliegt mit einem Mal alle Begeisterung, als ich die Hausfassade genauer betrachte. Erschreckt stelle ich fest, das Spiderman nicht der einzige Held auf dieser bunten Wand ist. Sowohl Batman, als auch Superman sind ebenfalls vertreten. Ich beschließe, mir beim nächsten Mal die Nummer aufzuschreiben und mich zu beschweren. Jedes Kind weiß doch:

Spiderman at New York City
Superman at Metropolis
Batman at Gotham City

Als ich wieder zuhause bin, greife ich zum Telefon und wähle die Nummer des Madisons.

„Madison Hotel Köln, was kann ich für Sie tun?“ Köln? Die können wohl nicht genug Städte haben…

Ich hole erst tief Luft und dann weit aus:

„Das kann doch nicht ihr Ernst sein, oder? Sie verkaufen Ihren Kunden unrealistische Darbietungen. Sie wollen doch nur, dass ein möglichst großes Klientel angesprochen wird. Je mehr Superhelden, desto besser, was? Aber nene, so nicht. Nicht mit mir.“

Die Rezeptionistin versucht mich zu beruhigen. Ich merke, dass ihr dieser Anruf mehr als unangenehm ist. Sie will mich überreden, bei einer kostenlosen Übernachtung auf eine Verbreitung der offensichtlich sehr gemeinen Verkaufsstrategie zu verzichten – ich falle ihr erbost ins Wort:

„In ihrem Dreckshotel würde ich mir noch nicht mal den Arsch abwischen wollen!“

Nach diesem Satz habe ich zwei Möglichkeiten:

1. Ich entschuldige mich für meine miserablen Umgangsformen, lehne ihr nett gemeintes Angebot der kostenfreien Übernachtung freundlich ab und verabschiede mich mit einem seriösen „Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Feierabend.“

2. Ich schmeiße mein Telefon mit voller Wucht an gegen die Wand, in der Hoffnung, dass die Frau an der Rezeption davon einen sehr sehr lauten Knall oder einen richtig miesen grellen Piepston hört, von dem ihr die Ohren bluten werden.

Letztendlich entscheide ich mich für keins von beidem und komme zur Vernunft: Der Knall wäre nie und nimmer so laut, dass ihre Ohren bluten würden. Und selbst wenn; ich gehe nicht davon aus, dass die vermeintlich nette Dame am Empfang diejenige war, die die Fassade gestrichen hat. Wer hätte denn dann in der Zeit die Anrufe entgegen genommen?

Ich finde einen Kompromiss: Ohne was zu sagen lege ich auf, und schmeiß dann erst das Telefon gegen die Wand. Hoffentlich hören meine Nachbarn das nicht.

Das ganze tu ich nur um meinen Standpunkt klarzustellen: Die kommerzielle Ausbeutung von Superhelden ist eine schlimme Sache. Wir müssen etwas dagegen tun!

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